Dr. Josef Woopen

Dr. Josef Woopen

Eine Annäherung an den Künstler Kurt Grimm setzt die Würdigung des hervorragenden Handwerkers Kurt Grimm voraus: als ausgebildeter Holz- und Steinbildhauer hat er sich viele Jahre mit den Eigenheiten seiner Materialien auseinandergesetzt und dabei seine technischen Fertigkeiten erweitert und verfeinert. Nicht als einziger seiner im unterfränkischen Raum renommierten Bildhauerfamilie ist er dabei den Weg von der Figur zur reinen Form gegangen.

Ein Besuch in seinem Atelier in Kleinrinderfeld zeigt zunächst die geradezu altmeisterliche Qualität in der Gestaltung klassischer Bildhauerthemen. Daraus entwickelte sich in den vergangenen zehn Jahren eine Formsprache, die konsequent auf die Darstellung der Inhalte und Aussagen „transportierender“ Figuren verzichtet. Stattdessen vertraut sie darauf, dass sich durch Dekonstruktion und Rekonstruktion einfacher geometrischer Grundformen ästhetische Potentiale freisetzen lassen. Exemplarisch sei auf die aufgebrochenen und segmentierten Kreise verwiesen, die spannungsvoll rekombiniert werden zu Plastiken, die Räume einnehmen, Räume umschließen, Blicke verstellen und Blicke freigeben. Die Bilder, mehr noch in natura seine beiden markanten Großplastiken im nahe gelegenen badischen Tauberbischofsheim geben Zeugnis davon. 

Im Gespräch verweist Kurt Grimm darauf, dass seine Ausdrucksmittel zunehmend „strenger“ geworden seien: während am Ende der 90er Jahre zunächst schleifenartig gewundene Elemente mit linearen Strukturen korrespondiert haben, genügt dem Künstler in den letzen Jahren der Kreis als Grundform. Diese Disziplinierung und Eingrenzung des formalen Materials schaffen allerdings den Freiraum zu spielerisch-experimenteller Gestaltung, ohne der Gefahr der Beliebigkeit anheim zu fallen. 

Kurt Grimms Arbeiten entstehen nicht planvoll zielgerichtet; er entwickelt sie, besser: er lässt sie sich entwickeln aus dem Miteinander-in-Beziehung-Treten der Teilelemente während des kreativen Prozesses. Dieses Nebeneinander von formaler Strenge und spielerischer Leichtigkeit sind es vielleicht, die seinen Plastiken die Aura des Zeitlos-Heiteren verleihen. Es  versteht sich von selbst, dass die Qualität seiner Werke ohne die sichere Beherrschung von Technik und Material, ohne das feine Gespür für Maß und Raum, nicht möglich wäre. Kurt Grimm gelingt es, die Schönheit der künstlerischen Idee mit der Schönheit der Gestaltung zu verbinden.